Aargauer Zeitung.
Vor zwei Jahren wurde Accelleron von der ABB abgespalten. Seit dem Börsengang ist der Aktienkurs von 18 auf 47 Franken in die Höhe geschossen. Das Geschäft mit den Turboladern läuft wie geschmiert. Accelleron hat aber auch Grund zum Feiern, weil es ein Jubiläum zum Turbolader feiern kann: Vor 100 Jahren brachte die damalige BBC, die 1988 mit der schwedischen Asea zur ABB verschmolz, ihren ersten kommerziellen Turbolader auf den Markt. Möglich wurde das dank der Pionierleistung des Ingenieurs Alfred Büchi.
Gefeiert hat Accelleron am Montag in Baden. Büchi habe die Motoren- und Schifffahrtsindustrie revolutioniert, sagte Monika Krüsi, Vizepräsidentin des Verwaltungsrats. «Er war ein Pionier der Energieeffizienz.» Insofern hat der Turbolader den Fortschritt entscheidend vorangetrieben. Turbolader kommen vor allem in Handels- und Kreuzfahrtschiffen, aber auch in Kraftwerken, Zügen und Krankenhäusern zum Einsatz, wie CEO Daniel Bischofberger ausführte. Die Leistung eines Motores lasse sich dank einem Turbolader um bis zu vier Mal steigern. «Ein Porsche Turbo kann ohne Turbolader einen VW Polo nur noch mit Müh und Not überholen», sagte er.
Regelmässige Wartung für Spitzenleistung
Turbolader haben im Durchschnitt eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren. Für eine Spitzenleistung müssen sie regelmässig gewartet und modernisiert werden, so Bischofberger. Accelleron verfügt über 100 Servicestationen in 50 Ländern – das Servicegeschäft sorgt für einen Grossteil des Umsatzes. Am Hauptsitz in Baden ist unter anderem die Abteilung Forschung und Entwicklung sowie ein Teil der Produktion stationiert. Hier werden auch Servicetechniker aus jenen 50 Ländern weitergebildet.
Die Schifffahrtsindustrie ist für drei Prozent der weltweiten CO2-Produktion verantwortlich. Bis 2050 muss sie von fossilen Treibstoffen verabschieden und klimaneutral sein. «Es gibt keine einfache Lösung, keinen Zauberstab», führte Bischofberger vor Augen. Es brauche mehrere industrielle Lösungen und eine internationale Zusammenarbeit der Staaten. Und die Lösungen müssten nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Menschen finanziell tragbar sein. Bischofberger sprühte nichtsdestotrotz vor Optimismus: «Wir bei Accelleron sind fest entschlossen, diese Welt Wirklichkeit werden zu lassen.» Klar für ihn ist: «Für die Energiewende müssen die erneuerbaren Energien forciert werden.»
«Turbolader-Technologie brachte Wohlstand»
Was ist eigentlich wichtiger: Wahlen oder eine Technologie? Diese Frage stellte alt Bundesrat Moritz Leuenberger (SP) zu Beginn seiner Rede in Anlehnung an das US-Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris. Leuenberger nannte den Turbolader eine sensationelle Technologie. «Sie brachten den globalen Handel und Tourismus und somit auch Wohlstand.»
Der ehemalige Schweizer Energie- und Umweltminister Leuenberger kam auf die Wechselwirkung von Politik und technologischer Entwicklung zu sprechen. «Die Politik sagt, welche Technologien gefördert werden», sagte er. Unter ihm hat die Schweiz die CO2-Abgabe eingeführt. Und mit Blick auf die Klimaerwärmung mahnte Leuenberger: «Wir dürfen uns nicht mit dem Ziel zufriedengeben, bis Ende des Jahrhunderts die Temperaturen zu stabilisieren.» Die Verschiebung auf spätere Generationen sei verantwortungslos.
Der alt Bundesrat glaubt an die Kraft von Technologien. Und so kam er zum Schluss seiner Rede zurück zu seiner Ausgangsfrage: Was ist wichtiger: Wahlen oder eine Technologie? «Die 100-jährige Geschichte von Accelleron gibt uns die Antwort: Sie hat die Menschen, die Politik verändert. Und das zahlt sich aus.»
Bemerkenswert waren einige Sätze von Leuenberger zur Atomtechnologie, die andere Genossinnen und Genossen wohl nicht unterschreiben würden. «Was auch nicht geht, ist dass bestehende Technologien einfach abgebremst werden, in der Hoffnung, es gebe dann später mal einen Ersatz», sagte er. Es sei keine richtige Strategie, «Kernkraftwerke jetzt abzustellen, obwohl sie noch laufen könnten und die Alternativen noch nicht bereit sind.»