Nuklearforum. Laut einem aktuellen Bericht «Electricity Mid-Year Update: July 2024» der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die globale Stromerzeugung aus Kernenergie im Jahr 2025 voraussichtlich ein Rekordniveau erreichen. Diese Entwicklung sei das Ergebnis mehrerer Faktoren, darunter die Inbetriebnahme neuer Reaktoren, die Verlängerung der Laufzeiten bestehender Anlagen und verstärkte Investitionen in die Kernenergieinfrastruktur.
Die IEA prognostiziert, dass die globale Stromerzeugung aus Kernenergie bis 2025 auf rund 2800 Terawattstunden (TWh) steigen wird, was einem Anstieg von etwa 7% im Vergleich zu den Werten von 2021 entspricht. Dieser Aufwärtstrend werde von zahlreichen Ländern vorangetrieben, die die Kernenergie als Schlüsselfaktor für ihre Energiewende betrachten.
Vor allem Asien baut aus
In Asien, insbesondere in China und Indien, wird ein erheblicher Ausbau der Kernenergiekapazitäten erwartet. China plant, bis 2025 mehrere neue Reaktoren in Betrieb zu nehmen, während Indien an der Erweiterung seiner bestehenden Anlagen arbeitet. Auch in Europa und Nordamerika gibt es positive Entwicklungen: In Grossbritannien und Frankreich werden neue Reaktoren gebaut, und in den USA wird die Laufzeit mehrerer älterer Reaktoren verlängert.
Rechenzentren brauchen viel Strom
Die IEA wies darauf hin, dass der Rechenzentrumssektor potenzielle Auswirkungen auf die Nuklearindustrie haben könnte. Die steigende Nachfrage nach stabiler und emissionsarmer Stromerzeugung führe dazu, dass viele Akteure in diesem Sektor beginnen, sich mit Atomkraft zu beschäftigen. In einigen Regionen werde es zunehmend schwierig, ausreichende Stromnetzanschlüsse bereitzustellen, da der Rechenzentrumssektor parallel zur beschleunigten Elektrifizierung wächst. Um Probleme mit der Netzanbindung zu umgehen oder die Abhängigkeit vom Stromnetz zu reduzieren, fokussieren sich einige Anbieter von Rechenzentren verstärkt auf die Möglichkeit der lokalen Energieerzeugung.
So hat in den USA Amazon Web Services ein Rechenzentrum übernommen und plant, dessen Kapazität durch einen Stromabnahmevertrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren zu erweitern. Das Unternehmen GEP in Virginia plant einen Rechenzentrumscampus, der von kleinen, modularen Reaktoren (SMRs) und Wasserstoffgeneratoren betrieben werden soll. Norsk Kjernekraft in Norwegen will Rechenzentren netzunabhängig mit SMRs versorgen. Der amerikanische Entwickler Equinix hat eine Vereinbarung mit dem SMR-Entwickler Oklo getroffen, der bis zu 500 MW Kernenergie zur Verfügung stellt. Microsoft hat zudem die erste Stromkaufvereinbarung für Fusionsenergie mit Helion unterzeichnet, dessen Kraftwerk bis 2028 50 MW liefern soll.
Quelle
S.D. nach NucNet, 22. Juli 2024 und IEA, Medienmitteilung, 22. Juli 2024