ABB Inside+. Das Projekt «Fernwärme Dättwil» wurde 2019 lanciert, um den CO2-Ausstoss dieses bislang mit Gas beheizten Standorts von ABB Schweiz zu verringern. Wer hätte damals gedacht, dass im Jahr des Anschlusses an das lokale Fernwärmenetz die Erdgaspreise durch die Decke gehen und gar eine Energiemangellage in der Schweiz droht – und das umgesetzte Projekt damit in drei Dimensionen Nutzen bringt? Am 16. November 2022 wurden die Ventile für die Fernwärmeversorgung geöffnet.
Baden und Untersiggenthal bereits mit Fernwärme beheizt
«ABB Schweiz hatte sich schon 2013 in einer Vereinbarung mit der Energieagentur der Wirtschaft – EnAW – verpflichtet, ihren Treibhausgas-Ausstoss kontinuierlich zu verringern», erklärt Kaja Kristensen, Country Environmental Specialist unseres Unternehmens. «Mein Vorgänger in dieser Rolle, Henry Kulla, initiierte und koordinierte Ende 2019 deshalb den Anschluss des Standorts Dättwil im Segelhof an das Fernwärmenetz.» Bei ABB Schweiz werden die Standorte Baden-Nord sowie Untersiggenthal/Turgi schon länger durch Fernwärme geheizt.
Relativ neue Gasheizung
Die Gasheizung des Standorts – der primär vom ABB Forschungszentrum und der Division Process Industries, aber auch eingemieteten Parteien genutzt wird – stand allerdings im ersten Viertel ihrer technischen Nutzungsdauer und war buchhalterisch noch längst nicht abgeschrieben. Und damals lagen die Betriebskosten einer Gasheizung aufgrund der tiefen Preise dieses Energieträgers deutlich unter den Kosten des Fernwärmebezugs.
CO2-Fonds als Wegbereiter
«Hier brachte Henry den CO2-Fonds von ABB Schweiz ins Spiel, um die Investition in eine neue Lösung für alle Beteiligten attraktiver zu gestalten», so Kaja. Dieser Fonds wird durch die Rückverteilung der Schweizer CO2 Abgabe alimentiert. Unser Unternehmen setzt ihn ein, um eigene Projekte zur Reduktion des Treibhausgas-Ausstosses zu fördern. Durch den Einsatz einer mittleren sechsstelligen Summe aus dem CO2-Fonds liess sich ein Projektpaket schnüren, das allseits auf Zustimmung stiess. Für die Umsetzung des Projekts zeichnet ABB Schweiz AG, Immobilien, verantwortlich.
Rost wird mit lokalem Landschaftspflegeholz beschickt
Die 2017 in Betrieb genommene Energiezentrale Dättwil der Regionalwerke Baden liegt wenige hundert Meter vom ABB-Standort im Segelhof entfernt. Sie wird mit primär mit Landschaftspflegeholz – ergänzt durch Waldhackschnitzel – befeuert, die aus einem Umkreis von maximal 20 Kilometern angeliefert werden. So werden beispielsweise auch Kompostierungsabfälle thermisch verwertet, denn der Brenner kann mit Brennmaterial von bis zu 68 % Feuchtigkeitsgehalt beschickt werden.
85 % des Wärmebedarfs Dättwils gedeckt
Die Energiezentrale deckt bislang rund 85 Prozent des Wärmebedarfs der Haushalte in Dättwil ab und heizt auch die neuen Annex-Bauten des Kantonsspitals Baden. Die Zentrale generiert über eine ORC-Anlage zudem so viel elektrische Energie, wie sie selbst und rund 700 Haushalte benötigen.
Umstellung Mitte November
Ende Oktober verlegten Arbeiter die letzten Rohre, um die Ringleitung der Heizzentrale mit dem ABB-Campus zu verbinden. Seit 16. November fliesst nun das 80° C warme Wasser durch sie. Es wird über einen bestehenden Wärmetauscher für die Heizzwecke des Standorts genutzt. Die bestehende Gasheizung mit ihren zwei Brennern wurde an die Regionalwerke Baden verkauft. Sie dient als Reserve für absolute Spitzenlastzeiten, also bei ausserordentlich tiefen Temperaturen.
Kaum Feinstaubbelastung
Heizen mit Holz – zumal mit lokal geerntetem, ohne lange Transportwege – ist klimaneutral. Das Verbrennen setzt gleich viel CO2 frei, wie die Sträucher und Bäume durch ihr Wachstum der Atmosphäre entzogen haben. Wenn das Holz ungenutzt im Wald verrottet, gelangt die gleiche Menge CO2 wieder in die Umwelt. Durch den Einsatz eines Elektrofilters und einer Rauchgas-Waschanlage stösst die Heizzentrale zudem kaum Feinstaub aus.
Dreifach positives Projekt
«Wir freuen uns dreifach über die Inbetriebnahme dieser Lösung. Die Reduktion des C02-Footprints war der Grund und planbar. Aber dass wir so rapide höher werdende Gasrechnungen vermeiden und erst noch einen Beitrag zur Abwehr einer Energiemangellage leisten können, war zu Beginn des Projekts völlig unabsehbar», hält Kaja abschliessend fest.