Cash. "Solange die Energiemärkte zu stark von fossilen Brennstoffen abhängig und geopolitischen Ereignissen ausgesetzt sind, werden sie anfällig bleiben", sagte Ignacio Galan zu Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos. "Wir sollten nicht glauben, dass die Energiekrise endgültig vorbei ist."
Das milde Wetter hat Vorhersagen über Energieengpässe, die der Region schaden könnten, beendet und sowohl dem Euro als auch den Aktienmärkten Auftrieb gegeben. Die wirtschaftlichen Aussichten haben sich so weit erholt, dass die Ökonomen der Goldman Sachs für 2023 keine Rezession in der Eurozone mehr vorhersagen.
Die Energiesicherheit allerdings sei zu wichtig, um sie dem Glück oder mildem Winterwetter zu überlassen, so Galan. Seiner Ansicht nach ist der Ausbau der erneuerbaren Energien der beste Weg, um künftige Schocks zu vermeiden. Sein Unternehmen hat bereits 17 Milliarden Euro bis 2025 in diesen Bereich investiert.
Speicher reichlich gefüllt
Angesichts des milden Wetter sind die Gaspreise gegenüber den Rekordwerten des letzten Jahres stark gesunken und die Speicher noch reichlich gefüllt. In der Branche wächst der Konsens, dass es möglich sein wird, die Lagerstätten für den nächsten Winter auch fast ohne russisches Gas aufzufüllen. Gasengpässe in der Welt seien dennoch bis 2026 zu erwarten.
Mit den Plänen zur Förderung erneuerbarer Energien versucht Europa, sich vom Gas zu lösen. 2020 deckte die EU rund ein Fünftel ihres Energiebedarfs mit Hilfe der Erneuerbaren. Angesichts des Krieges in der Ukraine wurde das Ziel auf 45 Prozent bis 2030 angehoben. Bundeskanzler Olaf Scholz ist der Ansicht, dass Deutschland das Tempo der Energiewende erhöhen muss. Um die Klimaziele zu erreichen, müssten täglich drei bis vier grosse Windturbinen aufgestellt werden.
Iberdrola geht davon aus, dass die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien bis 2040 weltweit versechsfacht werden muss, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Spaniens grösster Energieversorger will bis 2025 weltweit eine Gesamtkapazität von 52 Gigawatt erreichen und investiert in den nächsten drei Jahren 27 Milliarden Euro in die Netze.
"Es ist sowohl beunruhigend als auch ironisch, dass nur die durch den Klimawandel ausgelösten untypischen Wintertemperaturen weite Teile der nördlichen Hemisphäre in diesem Winter vor weitaus schwerwiegenderen Bedrohungen der Energiesicherheit und der Bezahlbarkeit bewahrt haben", sagte Galan.