20 Minuten.
Darum gehts
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Eine Umfrage zeigt, dass 53 Prozent der Bevölkerung den Bau neuer AKW unterstützt.
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Vor allem Männer und SVP-Wählende befürworten Atomkraftwerke, während Grüne und SP dagegen sind.
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Die Präsidentin des Energie Clubs Schweiz, Vanessa Meury, freut sich über die grosse Zustimmung, während Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone viele Probleme mit Atomkraftwerken sieht.
Das Schweizer Stimmvolk hat 2017 die Energiestrategie 2050 angenommen und damit den Neubau von Atomkraftwerken verboten. Die Initiative «Jederzeit Strom für alle» will dies nun ändern.
Der Bundesrat empfiehlt die Initiative zwar zur Ablehnung, will jedoch das Neubauverbot für Kernkraftwerke stattdessen per Gesetzesänderung kippen. Eine Umfrage von 20 Minuten zeigt nun, was die Bevölkerung vom Vorhaben des Bundesrates hält.
Männer und SVP-Wählende wollen AKW
Eine knappe Mehrheit – nämlich 53 Prozent – unterstützt den Neubau von Atomkraftwerken. 43 Prozent antworteten auf die entsprechende Frage mit Nein oder eher Nein.
Die Umfrage zeigt auch, dass generell mehr Männer (63 Prozent) als Frauen (44 Prozent) dem Vorhaben zustimmen.
In Bezug auf Parteisympathien unterstützen am stärksten SVP-Wählende (82 Prozent) den AKW-Neubau, gefolgt von FDP-Wählenden (77 Prozent) und Mitte-Anhängern (52 Prozent). Sympathisanten der Grünen (81 Prozent) sagen am deutlichsten Nein, vor SP (73 Prozent) und GLP (59 Prozent).
Die Umfrage
19’552 Personen aus der ganzen Schweiz haben vom 19. bis 22. September an der Nachbefragung von 20 Minuten und Tamedia zu den eidgenössischen Abstimmungen vom 22. September 2024 teilgenommen. Die Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit LeeWas durchgeführt. LeeWas modelliert die Umfragedaten nach demografischen, geografischen und politischen Variablen. Der Fehlerbereich liegt bei 1,7 Prozentpunkten. Weitere Informationen sind unter Tamedia.ch/umfragen abrufbar.
SVP-Meury: Der Bevölkerung ist eine sichere und saubere Stromversorgung wichtig
Für die Präsidentin des Energie Clubs Schweiz, Vanessa Meury, sind die Ergebnisse keine Überraschung: «Die Resultate der Umfrage zeigen, dass wir mit unserer Volksinitiative genau den Nerv der Zeit getroffen haben.» Die Schweizer wüssten, dass wir in Zukunft doppelt so viel Strom benötigen wie heute. Dafür müsse die heimische Stromproduktion massiv ausgebaut werden, so Meury.
Ausserdem habe sich die Stimmbevölkerung noch nie explizit gegen Kernenergie ausgesprochen: «Das heute bestehende Technologieverbot wurde von Bundesrätin Doris Leuthard in die Energiestrategie 2050 ‹geschmuggelt›.» Der Bevölkerung sei eine sichere und saubere Stromversorgung wichtig – das habe auch der Bundesrat erkannt, sagt Meury.
Grünen-Mazzone: Es braucht eine Diskussion, die alle Aspekte beleuchtet
Bereits bei der Einreichung der Initiative «Jederzeit Strom für alle» wütete die Grünen-Partei und warnte vor einer «Rückkehr ins Atomzeitalter». Diese Umfrage zeigt für die Präsidentin der Grünen, Lisa Mazzone, nun vor allem, dass die öffentliche Debatte noch ganz am Anfang stehe.
Es brauche eine sachliche Diskussion, die alle Aspekte beleuchte und nicht nur die Stimme von Bundesrat Rösti, der «aus der AKW-Lobby kommt und offenbar weiter für sie lobbyiert», so Mazzone. Die Grünen sehen viele Probleme mit Atomkraftwerken, unter anderem die Finanzierung, den gefährlichen Atommüll oder die Sicherheit. Deswegen werde die Partei in der nächsten Session eine ausserordentliche Session zu AKW beantragen, so Mazzone.
Bereits zum Ende der Herbstsession wurden AKW im Nationalrat zum Thema. Mit 99 zu 85 Stimmen lehnte die Grosse Kammer eine SVP-Motion ab, welche den Bau erlauben wollte. Das Thema dürfte aber in den nächsten Monaten hochaktuell bleiben.